<p style=""><strong>Fußballer Mats Hummels ist noch nie einem Zweikampf aus dem Weg gegangen. Ein sehr persönliches Gespräch über Mut zum Karriereende.</strong></p> <p style=""></p> <p style=""><strong>Mats, du warst einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer aller Zeiten. Wie wichtig war der Faktor Mut für deine Karriere?</strong></p> <p style="">Von Natur aus bin ich gar nicht so mutig. Ich musste mich dazu zwingen, einfach weil es hilft im Fußball. Wenn sich Spieler wegducken, hat kein Team eine Chance. Ich versuche also, immer bei meinem Stil zu bleiben, gerade wenn es schwierig wird. Mit 16 oder 17 bin ich bei den Bayern in die A-Jugend gekommen. Die Jugendtrainer haben alle gesagt, Mats, du kannst jetzt nicht mehr einfach aus der Abwehr ins Mittelfeld dribbeln. Aber ich habe einfach weitergemacht, das war mein Spiel.</p> <p style=""><strong>Wir sprechen hier fünf Deutsche Meisterschaften und einen WM-Titel später.</strong></p> <p style="">Hat okay geklappt, ja. Im WM-Finale gingst du am Ende auf dem Zahnf leisch. Ich ging auf den Kieferknochen.</p> <p style=""><strong>Das hast du deinem Kollegen in der Innenverteidigung, Jerome Boateng, auch gesagt: Ich kann nicht mehr, du musst für mich mitspielen. Ist Mut zur Schwäche auch Mut?</strong></p> <p style="">Das ist ein zweischneidiges Schwert. Du willst dich ja nicht vor deinen Aufgaben drücken, aber ich fand es wichtig, ihm das mitzuteilen, damit er sich darauf einstellen kann. Grundsätzlich ist es im Leben und genauso im Fußball mutig, Schwächen einzugestehen. Öffentlich passiert das aber im Fußball zu selten. Ich wünschte, das wäre anders. Dann würde klar werden, wie sehr auch Spitzensportler manchmal leiden. Man darf auch nicht vergessen: Viele sind beim Einstieg 17, 18 Jahre alt.</p> <p style=""><strong>Wie trainiert man Mut?</strong></p> <p style="">Indem man sich zwingt. Ich habe im Training auch immer viel ausprobiert. Keinen Schabernack, aber austesten, was der Körper hergibt oder was neue Spielweisen bringen. Ich habe auch riesige Fehler gemacht in meiner Karriere, danach wackelt dir der Fuß. Da ist das Selbstvertrauen einfach weg. 2013 habe ich im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid einen fatalen Fehler gemacht vorm 1 : 1, ein Vollfiasko, danach miss- lang erst mal jeder Pass, aber ich habe mich der Unsicherheit nicht ergeben.</p> <p style=""><strong>Dortmund kam ins Finale. Was hast du dem wackelnden Fuß denn erzählt?</strong></p> <p style="">Ich rede tatsächlich viel mit mir. Feuere mich an. Sage mir, dass ich es doch kann, verdammt.</p> <p style=""><strong>Es hat viele überrascht, als du mit 35 noch mal ins Ausland gegangen bist, nach Rom, wo Innenverteidiger echt keine Mangelware sind. Was war deine Motivation und wie viel Mut hat das erfordert?</strong></p> <p style="">Die Motivation war das Abenteuer. Anderes Land, andere Sprache, andere Kultur. Raus aus der Komfortzone. Hat sich auf jeden Fall mutig angefühlt.</p> <p style=""><strong>Du bist Vater eines Sohnes. Wie bringt man einem jungen Mann Mut bei?</strong></p> <p style="">Du musst es Kids vorleben, anders geht es nicht.</p> <p style=""><strong>Sommermärchen, WM 2014, jetzt die Elf von Julian Nagelsmann – kann nur Fußball eine solche Energie entfachen?</strong></p> <p style="">In Deutschland kann das wahrscheinlich keine andere Sportart, vielleicht früher noch Tennis zu Zeiten von Boris Becker. Ich glaube, Fußball kann wichtig sein für unsere Gesamtpsyche.</p> <p style=""><strong>Fußballer sind auch nur Menschen, manche sind lieb, andere totale Arschlöcher. So ein feiger Fiesling als Gegenspieler, was macht das mit dir?</strong></p> <p style="">Das kann mir schon Probleme bereiten. Wenn du schon weißt, der lässt sich fallen oder foult ständig versteckt. Aber darüber komme ich im Spiel immer schnell hinweg. Bei absichtlichen Fehlentscheidungen fällt mir das schwerer. Das nutzen auch einige Trainer als Mittel im Training, um Feuer reinzubringen.</p> <p style=""><strong>Hast du da einen Coping-Mechanismus?</strong></p> <p style="">Leider nicht, ich meckere dann. Das hilft aber!</p> <p style=""><strong>Und wenn gar nichts mehr hilft, Kopfhörer auf und abschotten?</strong></p> <p style="">Ja, deswegen war ich auch happy, als ich gefragt wurde, ob ich das Gesicht für den Sonos Ace sein möchte. Den benutze ich ja sowieso. Ich habe auch schon seit Jahren das ganze Haus voller Sonos-Lautsprecher. Funktioniert einfach super, das System, und ist easy. Da braucht man jedenfalls keinen Mut für.</p>