<p style=""><strong>Jennifer Weist sagt, was sie denkt. Das tut die Künstlerin und Musikerin jetzt auch in ihrem Buch Nackt.</strong></p> <p style=""><strong>Glückwunsch zum BuchRelease!</strong> Ich weiß nicht, ob ich mich jemals über ein Projekt so gefreut habe. Es hat so lange gedauert, ist so persönlich geworden.</p> <p style=""><strong>Du machst dich, sagt der Titel schon, nackt. Du warst immer sehr politisch, im Buch schreibst du, wie du nach dem Song Wähl die AfD Morddrohungen bekommen hast und deine Adresse geleakt wurde. Jemals darüber nachgedacht, politische Themen sein zu lassen?</strong> Noch nie. Für mich hat das was mit Verantwortung und meiner Vorbildfunktion zu tun. Die will ich nutzen, um Diskriminierung und Ungleichheit abzubauen. Natürlich gibt es Gegenwind und das ist nicht immer einfach, aber sehr viel einfacher im Vergleich zu dem, was andere Menschen erleben müssen. Hass prallt an mir ab.</p> <p style=""><strong>Du hast dir sogar den Hate-Kommentar „linksversiffte Fotze“ tätowieren lassen.</strong> Die Beleidigung verstehe ich eh nicht. Ja, ich bin eine Fotze. Das heißt für mich, dass ich für Sachen einstehe und Veränderung will. Und ich bin links. Und jetzt?</p> <p style=""><strong>Du schreibst im Buch auch offen über deinen Alkohol- und Drogenkonsum</strong>. Ich bin in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen, da war das Thema immer präsent. Ich habe mit 13 meinen ersten Rausch gehabt, sehr früh angefangen zu kiffen. Die ersten Jahre von Jennifer Rostock waren geprägt von Alkohol. Wir haben so viel getrunken, ich würde gern die Flaschen auf einem Haufen sehen, die wir gesoffen haben. Als ich darüber geschrieben habe, ist mir erst aufgefallen, wie präsent dieses Thema ist. Das ist wie in dem Kapitel über sexualisierte Gewalt: Erst im Nachhinein merkt man, was da passiert ist.</p> <p style=""><strong>Ein krasses Kapitel. Du erzählst von sexuellen Übergriffen, die du erlebt hast, und auch von einer Vergewaltigung, als du noch ein Kind warst.</strong> Die Entscheidung, das reinzunehmen, war nicht einfach. Das hat alte Wunden aufgerissen. Und ich spreche jetzt nicht nur mit dir darüber, sondern werde das auch noch im Zuge der Buch-Promo tun. Ich hatte Angst davor, dass ich erstens immer das Opfer von sexualisierter Gewalt sein werde und zweitens auch entsprechend reagieren soll: ruhig und nicht zu emotional. Ich habe es für die Menschen getan, die selbst sexualisierte Gewalt erfahren haben, die das vielleicht nie aufarbeiten konnten, die sich niemandem anvertrauen können. Was ich damit sagen will: Wir sind nicht alleine. Niemand muss seine Erfahrungen aussprechen, aber ich will es tun.</p> <p style=""><strong>Du erzählst auch von deinen Schönheits-OPs und von Feminismus. Hast du Angst vor dem Feedback?</strong> Als Frau kann man es eh niemandem recht machen. Egal, was ich tue, trage oder sage, es ist immer zu viel oder zu wenig. Wir leben nicht im luftleeren Raum, sondern in einem patriarchal und kapitalistisch geprägten. Als perfekte Feministin müsste ich im Wald leben.</p> <p style=""><strong>Es gibt auch ein Kapitel über dein Liebesleben und weibliche Lust.</strong> Das liebe ich! Abgesehen von einer Beziehung, hatte ich immer nur Good Guys. Liebevolle Männer, die mich unterstützt haben, an deren Partnerschaften ich gewachsen bin. Und deshalb heute genau weiß, was ich möchte und was nicht.</p> <p style=""><strong>Im Buch gestehst du dir selbst Fehler ein: übergriffiges Verhalten, kulturelle Aneignung. Schon mutig.</strong> Vielen Menschen fällt es schwer, Fehler einzugestehen. Aber niemand ist perfekt. Ich will mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung übernehmen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und würde es nicht mehr machen.</p> <p style=""><strong>Bist du mutig?</strong> So mutig, wie ich als weiße, binäre cis-Frau sein kann. Dinge, die ich tue, können andere Menschen nicht, aufgrund ihrer Hautfarbe, Sexualität oder Geschlechtsidentität zum Beispiel. Mut hat immer etwas mit Privilegien zu tun. Und die sollten wir nutzen – in dem Rahmen, in dem wir es können.</p>