<p style="">Vor etwa 100 Jahren kam der Begriff cool in der amerikanischen Literatur auf und verschwand nie wieder aus unserem Wortschatz. Aber was bedeutet cool heute? <strong>Definitiv etwas anderes als das Cool von vor 20, 30, 40 und 50 Jahren.</strong> Deshalb haben wir uns mit der ganzen Esquire-Redaktion auf <strong>die Suche nach der lässigen Coolness im Jahr 2024</strong> gemacht. Herausgekommen ist ein großer Reisebericht.</p> <h2 id="leben-ohne-dresscode">Leben ohne Dresscode</h2> <p style="color: #d9730d;"><strong>Vorgaben fürs Outfit braucht nur, wer total unsicher ist oder seinen Gästen nicht vertraut. Beides: nicht cool. Seit wir Esquire machen, sagen wir frei nach Konrad Adenauer: Wir wählen die Freiheit!</strong></p> <p style="">Sweatshirts sind cool. Jeans lieben wir. Ein moderner Blazer von einem Designer, der einem aus der Seele schneidert – so cool. Sneakers eh cool. Alles zusammen? Klingt extrem cool, für praktisch jede Lebenslage geeignet. Gar nicht cool: sich anziehen zu müssen, wie es sich irgendein Event-Heini in seiner spießigen Vorstadtagentur vorstellt. Machen wir nicht mit. Sorry not sorry.</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Wir wählen die Freiheit!</strong></p> <p style="">Dresscodes sind so 2000 wie AOL, Discmen und Faceshowing im Job. Es ist eines der vielen Verdienste der GenZ, auf Dresscodes genauso zu pfeifen wie darauf, am Schreibtisch sitzen zu bleiben, wenn die Arbeit erledigt ist. Natürlich haben die Corona-Krise und der Siegeszug des Homeoffice diesen Prozess beschleunigt, aber aufzuhalten war er eh nicht mehr. Wozu bitte braucht man im Job noch eine Krawatte, außer, um sich an ihr aufzuhängen, weil starre Hierarchien und patriarchale Strukturen nicht mehr auszuhalten sind? Wir plädieren hier übrigens nicht für Schlabberlooks. Wir plädieren für coole Looks mit Gespür fürs Kombinieren von Stoffen und Farben, für ein Tragegefühl, das aus Mode einen Teil von uns macht. Mit hochwertigen Pieces aus hoffentlich nachhaltiger Herstellung. Sorge ums Tierwohl, um Arbeiter*innen und die Umwelt sind nämlich extrem cool. Sogar Lust auf Overdressing? Her mit dem scharf geschnittenen Anzug im Alltag oder dem extravaganten Mantel über dem einfachen Kaschmirsweater. Eine kleine Ausnahme ist der einzige Dresscode, den wir respektieren: Black Tie. Gerade der gute alte Smoking ist stoffgewordenes Eldorado für Qualität und Expression, man schaue nur auf die Looks der Austins, Timothées und Barrys in der Award Season. Es ist halt nur so: Wir brauchen keine Mama mehr, die uns die Klamotten rauslegt. We got this.</p> <h2 id="how-to-date">How to date</h2> <p style="color: #d9730d;"><strong>Für Singles bedeutet der Frühling nicht nur, das Leben wieder nach draußen zu verlagern, sondern auch, sich wieder ins Dating-Leben zu stürzen. Deswegen mal ein paar Tipps, wie man das cool angeht.</strong></p> <ol> <li style="">Dating-Apps eilt noch immer ein mieser Ruf voraus, gibt aber null Grund dafür. Es kommt nur drauf an, wie man sie nutzt. Am besten mit Köpfchen – und nicht mit dem Pimmel.</li> </ol> <ol> <li style="">Von Anfang an klar kommunizieren, was man gerade sucht. Verhindert Missverständnisse und verletzte Gefühle.</li> </ol> <ol> <li style="">Beim ersten Date weder zum Essen noch ins Kino gehen. Man will sich ja kennenlernen und quatschen. Geht weder mit vollem Mund noch bei einem spannenden Film.</li> </ol> <ol> <li style="">Nur daten, wenn man wirklich Bock drauf hat.</li> </ol> <ol> <li style="">Das Handy bleibt beim Date in der (Hosen)tasche. Lenkt nur ab und suggeriert, dass man nur darauf wartet, dass was Besseres für die Abendplanung reinflattert.</li> </ol> <ol> <li style="">Liebe und Dating heißt auch immer, ein Risiko einzugehen. Nämlich: verletzt zu werden. Ist scheiße, aber gehört dazu. Wer kein Risiko eingehen will, wird nicht verletzt. Wird sich aber halt auch nicht verlieben. Und das Gefühl ist viel zu schön.</li> </ol> <h2 id="ally-sein">Ally sein!</h2> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Das eigene emotionale Konto beherrschen wie ein Börsenprofi</strong></p> <p style="">Beim Thema Investieren denkt man an Gordon Gekko und Immobilienkrisen. Stattdessen mal so begreifen: Auch unser Leben hat einen Kontostand, und es ist einfach cool, wenn man hier zum Profi wird. Denn nirgendwo zahlen sich gute Invests so direkt aus. Es sind aber nicht die dicken Autos und teuren Handys, die das Glückskonto füllen, es sind laut internationaler Studienlage insbesondere gemeinsame Erlebnisse, von denen wir am meisten zehren in emotionaler Not. Der Citytrip mit den Boys, der Strandbungalow mit dem Partner, Machu fucking Picchu. Los geht’s, lohnt sich.</p> <h2 id="erst-mal-allen-menschen-mit-respekt-begegnen">Erst mal allen Menschen mit Respekt begegnen</h2> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Bob Marley</strong></p> <p style="">„Bob war unglaublich cool. Er hat nur Klamotten getragen, die er mochte, er hat nur gemacht, worauf er Lust hatte, und er wusste auch, was das war: Fußball und Musik“, sagt Kingsley Ben-Adir im Esquire-Interview (das ganze Stück auf <a href="http://Esquire.de" target="_blank">Esquire.de</a>), der aktuell den König des Reggae im Film Bob Marley: One Love spielt. Bester Tipp des Meisters: Don’t worry about a thing. Cause every little thing is gonna be alright. Word!</p> <h2 id="freundschaften-pflegen">Freundschaften pflegen</h2> <p style="">Wir nehmen gesunde Freundschaften zu häufig als viel zu selbstverständlich. Dabei sind sie Fundament für alles. Ehrliche Freund*innen sind die selbst gewählte Familie, es sind die Menschen, die Herzen reparieren, die sie selbst nie gebrochen haben; es sind diejenigen, die einen ertragen, wenn man sich selbst nicht mehr aushält. Ergo: Man muss diese Beziehung pflegen. Mit regelmäßigen Treffen oder Anrufen (manchmal geht’s nicht anders) und einem wirklich ernst gemeinten „Wie geht’s dir?“, auf das man auch mal mit „Total beschissen!“ antworten kann. Und nicht zuletzt auch mal mit einem „Danke, dass es dich gibt.“</p> <h2 id="gesunde-grenzen-setzen">Gesunde Grenzen setzen</h2> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Altehrwürdige Kinos supporten</strong></p> <p style="">Ihr wisst schon, dieses Kino in eurer Stadt, wo Blues Brothers seit 30 Jahren läuft und die Arthaus-Filme landen, die im Cine-Bunker Kassengift sind. Wo noch diese alte Dame an der Kasse sitzt, das Popcorn besser schmeckt und die Leute ihre Handys ausmachen, sobald sie in ihrem Samtsitz Platz nehmen. Dort ist Kino tatsächlich noch das Größte.</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Für Demokratie einstehen. Jetzt!</strong></p> <p style="">„Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam“ lautet Lektion 1 des klugen Historikers Timothy Snyder in seinem modernen Klassiker Über Tyrannei. Werden wir nicht! Wir werden aufstehen, wenn man versucht, uns unsere Demokratie wegzunehmen. Hand aufs Herz!</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Dankbar sein – mindestens mal hierfür</strong></p> <p style="">Gesundheit; Lieblingsmenschen; Demokratie und Frieden; Dach überm Kopf; Meinungsfreiheit; genug zu essen; Kaffee (Alter, Kaffee!!!)</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Ein gesundes Verhältnis zum Job</strong></p> <p style="">Wer im Job seine private Erfüllung findet: Glückwunsch, geil! Heißt aber nicht, dass es allen so gehen muss. Den Job einfach nur als etwas zu sehen, das einen gewissen Lebensstandard ermöglicht, ist genauso cool. Niemand muss den Job glorifizieren und als Berufung sehen. Manchmal reicht es eben auch, ihn einfach als Beruf zu akzeptieren.</p> <h2 id="jeden-tag-was-erleben">Jeden Tag was erleben</h2> <p style="">Muss gar nichts Spektakuläres sein. Reicht schon, sich in der Mittagspause ’ne Kugel Eis zu gönnen und kurz in den Park zu setzen. Oder bei einem Spaziergang mit dem besten Kumpel telefonieren und sich updaten. Oder nach Feierabend diese geile Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, auf die man sich seit Ewigkeiten freut. Oder mal für fünf Minuten eskalieren und zum Lieblingssong in der Bude abtanzen. Grundlos diese Flasche Champagner köpfen. Einfach jeden Tag ganz bewusst eine Kleinigkeit erleben, die das Herz wieder randvoll macht und einen für ein paar Minuten den ganzen Stress und Alltagsmist vergessen lässt.</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Sich richtig gut auskennen</strong></p> <p style="">Komplett egal, ob es Innenpolitik, Modegeschichte oder Veterinärmedizin ist: Wissen und Expertise sind was verdammt Cooles und eine echte Superpower. Manchmal im Job, wenn es um Fachwissen geht. Manchmal aber auch auf irgendeiner Party, bei der man jeden noch so unangenehmen Smalltalk mit ein paar lustigen Fakten auflockern kann.</p> <h2 id="eine-meinung-haben-aber">Eine Meinung haben, aber ...</h2> <p style="">... halt auch nicht zu allem. Sich vor allem in gesellschaftspolitischen Diskursen zu positionieren ist super, aber bitte nur dann, wenn man Ahnung hat. Ansonsten gilt: Meinungen sind wie Arschritzen, jeder hat eine. Und das ist irgendwie ziemlich uncool. By the way: TikTok ist keine seriöse und fundierte Quelle.</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Ohne Homeoffice – ohne uns</strong></p> <p style="">Während der Lockdowns haben wir gelernt, dass man ganz viele Jobs ganz wunderbar auch im Home office machen kann. Gibt wohl kein Unternehmen, das insolvent gegangen ist, weil die Mitarbeitenden von zu Hause aus gearbeitet haben. Gibt also auch keinen legitimen Grund, die Belegschaft fünf Tage die Woche ins Büro zu zitieren. Viel besser: als Vorgesetzte*r daran arbeiten, den Mitarbeitenden zu vertrauen. Ganz grundsätzlich eine coole Eigenschaft in zwischenmenschlichen Beziehungen by the way.</p> <h2 id="sich-auf-geschlechtskrankheiten-testen-lassen">Sich auf Geschlechtskrankheiten testen lassen</h2> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Sexpositiv sein</strong></p> <p style="">Wenn der vorherige Punkt erledigt ist (gibt genug Anlaufstellen), darf der Spaß beginnen. Und bitte nicht einreden lassen, dass man nicht so leicht mit irgendwem in die Kiste hüpfen soll. Wenn es für beide cool ist, cool. Und „nach tausend Schuss ist Schluss“ ist die vielleicht dümmste Binsenweisheit in der Geschichte der Menschheit.</p> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Kinks leben</strong></p> <p style="">Ein Kink ist nichts anderes als eine sexuelle Vorliebe. Und jede davon ist cool und sollte nicht verurteilt werden. Jedoch – wie immer – nur, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind. Kann man auch easy und sexy kommunizieren: Wollen wir mal Analsex ausprobieren? Oder: Hast du Bock, dass wir mal ein paar Toys benutzen?</p> <h2 id="auch-mal-reden-beim-sex-nicht-uebers-fruehstueck-aber-ueber-turn-ons">Auch mal reden beim Sex. Nicht übers Frühstück, aber über Turn-ons</h2> <p style="color: #0b6e99;"><strong>Watch your language</strong></p> <p style="">Wir alle haben verstanden: Sprache verändert sich. Aber wann übernehmen wir das mal in unseren Alltag? „Schwul“ ist kein Schimpfwort, das N- oder Z-Wort wird nicht mehr ausgesprochen, und „Spast“ zu sagen ist nicht cool, sondern ableistisch. Wer sich extrem schwertut mit nicht diskriminierender Sprache: Einfach mal Klappe halten.</p> <h2 id="komplimente-machen-ohne-ein-schleimiges-oder-uebergriffiges-arschloch-dabei-zu-sein">Komplimente machen, ohne ein schleimiges oder übergriffiges Arschloch dabei zu sein</h2> <p style="color: #d9730d;"><strong>Ja, Mann, das geht wirklich!</strong></p> <ol> <li style="">Du hast eine richtig tolle Ausstrahlung</li> </ol> <ol> <li style="">Bei dir kann ich ganz ich selbst sein</li> </ol> <ol> <li style="">Du machst mich zu einem besseren Menschen</li> </ol> <ol> <li style="">Du zauberst mir immer ein Lächeln ins Gesicht</li> </ol> <ol> <li style="">Du bist das Beste, was mir passiert ist</li> </ol> <ol> <li style="">Du inspirierst mich</li> </ol> <ol> <li style="">Danke, dass es dich gibt</li> </ol> <ol> <li style="">Mit dir kann ich sogar einfach nur schweigen</li> </ol> <ol> <li style="">Mit dir fühlt sich alles irgendwie ein bisschen unbeschwerter an</li> </ol> <ol> <li style="">Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde</li> </ol>