„Betriebliches Gesundheitsmanagement“ und „mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ – Begriffe, die auf den ersten Blick eher technisch und distanziert wirken. Doch wer eines der begehrten Tickets für den ausverkauften Mental Health Summit 2025 in der Burda Box hatte, merkte schnell: Hier ging es nicht um Schlagworte, sondern um echte Initiativen, kluge Ideen und persönliche Geschichten. Schon bei der Eröffnungsrede machten Stefan Ruzas und Valentin Weippert von FOCUS-Business deutlich: Der Mental Health Summit soll einen Raum schaffen, in dem Verletzlichkeit genauso viel Platz bekommt wie Stärke.Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von StärkeEx-Manager Thomas Reinbacher erzählte offen von seinem „nach außen perfekten“ Leben. Große Namen wie McKinsey, Nasa, Amazon und Google zieren sein LinkedIn Profil, auf Instagram strahlen Frau und Sohnemann glücklich in die Kamera. Doch das wahre Leben findet nicht online statt. Es führte Thomas Schritt für Schritt in eine tiefe Depression. © Philipp Ledényi Vollkommene Leere im Kopf, Schlafstörungen, starkes Schwitzen — und das allmähliche Verschwinden der Fähigkeit, Sprache zu verarbeiten: „Ich konnte Wörter noch lesen, aber Sätze nicht mehr verstehen.“ Sein Kopf, einst sein wertvollstes Kapital, hatte ihn plötzlich im Stich gelassen. Die Diagnose: eine handfeste Depression.Er berichtete von zwei Klinikaufenthalten über insgesamt zwei Jahre. Davon, in den Job zurückzukommen und doch wieder von der Depression heimgesucht zu werden. Der zweite Klinikaufenthalt brachte die entscheidende Einsicht: „Wenn du hier wieder rauskommst, musst du darüber reden.“ Diese Erkenntnis — das ehrliche Aussprechen der Krise — bezeichnete Reinbacher als wertvoller als alle beruflichen Erfolge und LinkedIn-Meilensteine. © Philipp Ledényi Raus aus dem TabuWas Thomas Reinbacher für sich selbst geschafft hat – offen über seine Depression zu sprechen – ist etwas, das viele Unternehmen erst noch lernen müssen. „Psychische Erkrankungen müssen raus aus dem Tabu. Wir müssen unsichtbare Krankheiten sichtbar und verstehbar machen,“ betonte Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik in Berlin im Panel „Mentale Gesundheit im Unternehmen: Wie gelingt nachhaltige Prävention trotz wirtschaftlichem Druck und digitalem Wandel?“ diskutierte er gemeinsam mit Kolleg:innen über die Frage, warum es so schwerfällt, mentale Gesundheit konsequent in Strukturen und Kultur zu verankern. „Aus ökonomischer Perspektive gibt es immer Gründe, psychische Erkrankungen nicht ernst zu nehmen – aber genau das ist der Fehler,“ warnte Bernhard Badura, einer der Pioniere des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn: Eine resiliente Unternehmenskultur entsteht dort, wo Vertrauen, Vorbild und Fürsorge ernst gemeint sind. Austausch und Auszeichnungen für mehr mentale GesundheitAm Nachmittag warteten neben Panel-Diskussionen mit Experten noch weitere Highlights auf die Gäste. Lena Moritz, Senior Manager New Business im BurdaVerlag, stellte eine brandneue „Mental Health Community“-Plattform vor – ein interaktives Netzwerk für Austausch, Inspiration und Wissen. Hier finden Nutzer:innen Beiträge aus den Burda-Redaktionen, Hinweise zu Events und die Möglichkeit, sich rund um mentale Gesundheit im Arbeitskontext zu vernetzen. “Der Mental Health Summit soll nicht nur ein einmaliger Summit sein; es geht darum, mentale Gesundheit mitten in das Wirtschaftsleben zu holen. Wir brauchen mehr Offenheit, mehr Mut und mehr Räume für mentale Gesundheit.”Stefan Ruzas, FOCUS-Business © Philipp Ledényi Außerdem hatten die rund 160 Teilnehmer die Gelegenheit, sich in so genannten „Breakout Sessions“ mit den Themen Resilienz, künstliche Intelligenz oder betriebliches Gesundheitsmanagement zu beschäftigen.Höhepunkt des Mental Health Summits, der von Instahelp unterstützt wird: die Verleihung des Mental Health Award – Best Practice 2025, moderiert von Cathy Hummels. Dabei werden innovative Initiativen rund um psychische Gesundheit in der Arbeitswelt ausgezeichnet. Die Jury – darunter Mazda Adli und Bernhard Badura, aber auch Claas Lahmann, ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Freiburg und die Erfolgsautorin Eva Elisa Schneider („Mental Health Matters“), zeichnete Projekte aus, die das vorleben, was zuvor auf den Panels diskutiert wurde: Strukturen schaffen, in denen psychische Gesundheit selbstverständlich mitgedacht wird. Der Preis ging an DHL, Die Autobahn und MCI. Sie setzten sich gegen etliche weitere Finalist:innen durch. Außerdem gewannen zehn weitere Unternehmen einen Award in der Kategorie „Exzellenz“: Audi, ADAC, Landessparkasse zu Oldenburg, Datenbeschützerin, Schwarz Produktion, Allianz, MCI, Die Autobahn, Flaconi und DHL.