<p style="">Als Neurowissenschaftlerin werde ich oft gefragt: <em>„Wird Künstliche Intelligenz unser Denken ersetzen?“</em> Die Antwort ist komplex und zugleich beruhigend: KI kann uns enorm unterstützen und unser Denken ergänzen und erweitern, aber unser menschliches Gehirn bleibt einzigartig. Es ist ein hochleistungsfähiges, adaptives, emotionales und soziales Organ.</p> <h2 id="zwischen-ueberforderung-und-entlastung">Zwischen Überforderung und Entlastung</h2> <p style="">Die Geschwindigkeit, mit der KI-Systeme arbeiten, ist für viele Menschen überwältigend. Informationen, die früher Stunden dauerten, erscheinen nun in Sekunden. Das kann entlasten, vor allem bei monotonen oder zeitraubenden Aufgaben. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wir uns auf diese Systeme verlassen und unsere eigene mentale Aktivität reduziert wird. Ein Gehirn, das weniger gefordert wird, verliert langfristig an Flexibilität und Leistungsfähigkeit.</p> <h2 id="erweiterung-unseres-denkens">Erweiterung unseres Denkens</h2> <p style="">Richtig eingesetzt, erweitert KI unseren Horizont. Sie kann als kognitiver Partner wirken, der neue Perspektiven eröffnet, Muster sichtbar macht und uns Raum gibt, kreative und strategische Fähigkeiten zu entfalten. Damit sie unser Denken nicht schwächt, sondern stärkt, braucht es eine bewusste Balance: Was lasse ich mir abnehmen und wo trainiere ich mein Gehirn bewusst weiter?</p> <h2 id="die-versuchung-der-bequemlichkeit">Die Versuchung der Bequemlichkeit</h2> <p style="">Es liegt in unserer Natur, Energie zu sparen. Wenn uns KI zu viel Arbeit abnimmt, kann das zu mentaler Bequemlichkeit führen – eine Art „digitales Sofa“, das uns verleitet, weniger selbst zu denken, zu erinnern oder zu entscheiden. Genau hier sind Achtsamkeit und Selbststeuerung gefragt.</p> <h2 id="emotionen-und-empathie-unsere-staerkste-ressource">Emotionen und Empathie: Unsere stärkste Ressource</h2> <p style="">Das, was KI nicht ersetzen kann, ist unser emotionales Erleben. Gefühle, Intuition, Empathie – das sind die stärksten Werkzeuge, die wir als Menschen haben. Sie verbinden uns miteinander und sind der Motor für Zusammenarbeit, Kreativität und Resilienz.</p> <p style="">Gerade im Arbeitskontext sollten wir diese Fähigkeiten bewusst kultivieren:</p> <ul> <li style="">Menschen sehen - und nicht nur ihre Ergebnisse.</li> </ul> <ul> <li style="">Wertschätzung schenken - weil Anerkennung das Gehirn belohnt.</li> </ul> <ul> <li style="">Fähigkeiten fördern - denn Entwicklung stärkt Motivation und mentale Gesundheit.</li> </ul> <p style="">Neurobiologisch ist klar: Menschen, die sich gesehen und wertgeschätzt fühlen, zeigen stabilere Stresswerte, höhere Lernbereitschaft und bessere kognitive Leistungen. Die Balance gelingt, wenn wir digitale Werkzeuge bewusst nutzen, unser Gehirn weiterhin fordern und zugleich Herz, Empathie und Selbstfürsorge als Fundament unserer mentalen Fitness und Gesundheit stärken. Stellen Sie sich bei jeder Nutzung die Frage: Unterstützt mich KI gerade – oder ersetze ich damit etwas, das ich eigentlich selbst trainieren möchte?</p> <p style="">Frage an Sie: Wie erleben Sie den Einfluss von KI auf Ihre mentale Gesundheit? Diskutieren Sie mit uns in der Community.</p> <p style=""></p> <p style="background-color: #ebeced;"><strong><em>Dr. Barbara Studer, </em></strong><em>Neurowissenschaftlerin und Dozentin an der Universität Bern, Schweiz <br>Mit-Gründerin und CEO der Hirncoach AG mit Programm für die mentale Fitness und Gesundheit für jedes Alter, für Privatpersonen und Teams </em><a href="http://hirncoach.ch" target="_blank"><em>hirncoach.ch</em></a><em> / Hirncoach Business Programm Referentin </em><a href="http://studertalk.ch" target="_blank"><em>studertalk.ch</em></a><em> und Autorin des Buchs Hirnpower</em></p>